Fundament der bayerischen Musikkultur

Festakt beim Musikschultag 2020 des VBSM (v.li.): Dr. Thomas Goppel, BMR; Kunstminister Bernd Sibler, Reinhard Loechle, Carl-Orff-Medaillenträger 2020, Martin Bayerstorfer, Präsident des VBSM und Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren. Foto: VBSM

Doppeljubiläum beim Musikschultag 2020: 50 Jahre Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. (VBSM) und 100 Jahre Ludwig Hahn Sing- und Musikschule der Stadt Kaufbeuren.

Repräsentanten aus Politik und Kultur saßen auf Distanz und mit Maske im Stadtsaal in Kaufbeuren, um gemeinsam zu feiern. 50 Jahre Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. (VBSM) und 100 Jahre Ludwig Hahn Sing- und Musikschule der Stadt Kaufbeuren. Darauf richtete der VBSM seinen 43. Bayerischen Musikschultag aus.

Ein denkwürdiges Datum werde dies im Rückblick sein, verhieß Dr. Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrats, in seinem Grußwort. Dieser Tag stehe am Ende einer Woche, in der die Kulturschaffenden erfahren haben, dass sie noch einen gehörigen Nachschub an Hilfsleistungen erhalten. „Wir stärken damit den zweitgrößten Arbeitgeber des Freistaats, nämlich die vielen Institutionen, die in Sachen Kultur unterwegs sind, an vorderster Stelle die Musikschulen.“

Musizierende Jugend begeistert

Es ist Tradition, dass junge Künstler der gastgebenden Musikschule den Festakt zum Musikschultag umrahmen. So auch hier. Kammermusik-Ensembles der Ludwig Hahn Sing- und Musikschule gaben beispielhaft Zeugnisse ihres Könnens, ihrer Ernsthaftigkeit, ihrer Begeisterung für das gemeinsame Spiel, umgesetzt auf Abstand, aber musikalisch eng miteinander verbunden.

Spagat für die Öffnung

Musik fördert, was den Menschen zum Menschen macht. Das spiegele sich in der Arbeit der Musikschulen wider. Mit diesen Worten gratulierte Festredner Kunstminister Bernd Sibler im Namen und stellvertretend für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dem Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. zum 50. Geburtstag.

Bezug nehmend auf die aktuelle Situation unterstrich Sibler, sein Motto laute nicht Lockerung, sondern Öffnung, ein gewaltiger Spagat, den er gemeinsam mit allen Kulturschaffenden in Bayern unternehme, um seinen Auftrag zu erfüllen. Er wolle Kunst und Kultur ermöglichen, um die Seele vom Staub des Alltags zu befreien. Dazu zählten auch umfangreiche Hilfsprogramme, unter anderem die Aufstockung der Musikschulförderungen auf 15 Prozent, wie bereits geschehen, aber auch der dringliche Appell an Städte und Kommunen, gerade dann, wenn es wieder um Einsparung gehe, nicht bei der Kultur anzusetzen.

Vom Wert musikalischer Bildung

Sing- und Musikschulen in Bayern seien zum Fundament der bayerischen Musikkultur geworden, bekräftigte der Kunstminister. „Sie haben den Wert musikalischer Bildung erkannt und wissen, junge Menschen zu begeistern. Damit ermöglichen sie den jungen Menschen eine positive Orientierung.“

Spürbar bewegt dankte Landrat Martin Bayerstorfer und Präsident des VBSM dem Kunstminister für diese Worte in dieser Zeit. In seiner Begrüßung hatte Bayerstorfer die herausfordernde Situation Ende März und die folgenden Wochen geschildert. Mit der Schließung habe man begonnen, kreative Ideen zu entwickeln und Wege zu finden, um die Schüler*innen weiter unterrichten zu können. In der jüngeren Zeit wie in den zurückliegenden 50 Jahren des VBSM sei dies gelungen, da man gemeinsam für die musikalische Bildung in Bayern unterwegs sei.

Carl-Orff-Medaille für Reinhard Loechle

Zu den herausragenden Wegbegleitern auf dem gemeinsamen Weg zählt Reinhard Loechle, dem der VBSM im Rahmen des Festaktes die Carl-Orff-Medaille, die höchste Auszeichnung des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V., verlieh.

Laudator Martin Bayerstorfer schilderte den Lebensweg einer Persönlichkeit, dessen Einsatz als Musikschullehrer und langjähriges ehrenamtliches Vorstandsmitglied im VBSM nur zwei Facetten seiner vielseitigen Tätigkeiten für die musikalische Bildung widerspiegelten.

Reinhard Loechle sei Musiker, Heimatpfleger und Heimatforscher, Herausgeber, Musikpädagoge, Hochschuldozent, Stratege, Netzwerker und Visionär. 1971 begann er sein Lebenswerk, als er mit dem Aufbau und der Leitung der Kreismusikschule Erding beauftragt wurde. 40 Jahre stand er dem VBSM mit seinen Ideen, seinem Engagement und seinem Wissen zur Verfügung. Erding wurde zur zweiten Heimat des VBSM, so oft öffnete der dem Verband für Tagungen und Fortbildungen seine Räume. Selbst nach seiner aktiven Zeit ist Reinhard Loechle als Berater dabei, so Bayerstorfer in seiner Schau auf dessen Wirken. Im Jubiläumsjahr gäbe es demnach keine geeignetere Persönlichkeit für die Auszeichnung mit der Carl Orff Medaille als Reinhard Loechle. Mit langanhaltendem Applaus bekräftigte das Publikum diese Entscheidung.

Ein Eröffnungskonzert am Vorabend im Stadttheater Kaufbeuren sowie Musik in der Stadt am Tag danach umrahmten den Musikschultag musikalisch, während sich die Musikschulleiter*innen in der Mitgliederversammlung am Freitag und in Seminaren am Samstag digital über neueste Entwicklungen und Fachfragen informierten und austauschten.

Chronik 50 Jahre VBSM

Zeitzeugen saßen am 23. Oktober 2020 auf dem Podium im Stadtsaal Kaufbeuren und  erinnerten sich. Viele Jahrzehnte setzen sie sich für den Aufbau und die Entwicklung der Musikschullandschaft in Bayern ein oder tun es noch heute. Ihre Schilderungen sind in der Chronik des VBSM nachzulesen, die rechtzeitig zum Jubiläum erschienen ist. 

 

 

 
  50 Jahre Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V.
  ISBN-Nummer: 978-3-00-066412-0
  Bezug: www.musikschulen-bayern.de
 
 
 

 

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